Urban Exploration in Frankfurt: Urban Exploring wird heute meist mit der Erkundung von verlassenen und aufgegebenen Orten (Lost Places) in Verbindung gebracht. Die Erfassung des geschichtlichen und ehemaligen Nutzungshintergrundes steht dabei im Vordergrund, wobei oft auch eine Portion Nervenkitzel gesucht und gefunden wird: Man weiss schliesslich nicht, was und wer einen dort erwartet. Vielen Dank für Ihre Zuschriften und Fragen, um diese Orte noch aus vielen anderen Gründen besuchen zu wollen: - Der Flugplatz Eschborn stand hoch im Kurs, um Fotoshootings oder Musikvideos aufzunehmen. Einige der Bilder wurden auch für PR-Massnahmen zu einem neuen Tomb-Raider-Computerspiel verwendet. Eschborner und Schwalbacher Bürger erinnern sich noch an ihre Fliegerhorst-Besuche während ihrer Kindheit und haben einige meiner Angaben korrigiert und präzisiert.
- Apropos Musikvideos: Für ein Rockmusikvideo wurde nach einem gekachelten Raum für eine Knastszene gefragt, in der einer der Protagonisten verrückt wird. Hier habe ich die Herrentoilette unter der Hauptwache in Frankfurt empfohlen, die Jahrzehnte auf ihre eigene Art ein Lost Place war, mittlerweile aber wohl restauriert ist.
- Im Bordell im Ostend sollten schon Cosplay-Shootings stattfinden. Hier hätten mich schon die Cosplay-Charaktere interessiert, was aus der Email leider nicht hervorging.
- Nostalgie befiel eine Besucherin beim Betrachten der Bilder der US-Army Rödelheim, hatte sie doch Jahrzehnte zuvor dort mal gearbeitet. Die Tankstelle auf dem Gelände erweckte ausserdem das Interesse von Cineasten, um Szenen des Autofilmes Bullitt dort nachdrehen zu wollen. Zu spät, die Gebäude waren bereits abgerissen. Zur Einweihung und Vermarktung des neuen Logistikparkes Rödelheim wurden Fotos des Lost Places verwendet, um auf den zeitgeschichtlichen Bezug zu verweisen. Merke: Was gestern noch das Ergebnis eines Hausfriedensbruches war, kann morgen schon ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument sein!
- Das Gelände mit dem Schwalbacher Brutalismusbungalow, war nur schlecht recherchierbar, da überwuchert und von benachbarten Grundstücken nur wenig einsehbar: Ein Spaziergang zum Grundstück sollte als Weihnachtsgeschenk herhalten, weshalb ich um weitere Ortsangaben gebeten wurde. Eine andere Webseitenbesucherin suchte 2 Tage die Gegend ab, um das Gelände dann doch nicht zu finden. Nach Jahren wurde endlich geklärt, dass das Firmenschild “Neubronner KG, Werk Kronberg” auf einem der Zaunelemente irreführend war: Stattdessen befindet sich auf dem Gelände die Hausmeisterwohnung der Hadeka.
- Grundstücksmakler haben eher andere Anreize als geschichtliches Interesse, um die Adressen der Lost Places in Erfahrung zu bringen.
- Den Bunker in der Nordweststadt empfehle ich für Fotoshootings, bei denen die Beteiligten keinen fremden Boden betreten wollen, um Hausfriedensbruch zu vermeiden: Der Bunker steht auf einem öffentlichen Parkplatz.
- In Ansätzen scheint auch ein Lost-Place-Regionaltourismus zu existieren: Danke für die Anfrage aus Stuttgart!
- Wer eine Lost-Place-Tour verschenken möchte, dem empfehle ich die ca. 90 min. Führung durch das alte Polizeipräsidium in der Frankfurter City, bequem fußläufig vom Hauptbahnhof zu erreichen, also auch ideal für auswärtige Besucher. Eine rechtzeitige Buchung empfiehlt sich, da die Führungen meist ausverkauft sind. Das Präsidium ist eine der wenigen Möglichkeiten im Rhein-Main-Gebiet, im gesetzlichen Rahmen solche ungenutzten Gebäude zu besichtigen. Die Fotografieerlaubnis ist im Führungspreis enthalten.
Zwecks Genehmigungen zum Fotografieren fragen Sie bitte den aktuellen Grundstücksinhaber an. Im folgenden werden die auf dieser Webseite vorgestellten Lost Places nach zwei Kriterien sortiert, um auch die Fragen zu klären, welche der Lost Places noch existieren. Ausblick auf Sommer/Herbst 2024 für letzte Besuche an Orten, die akut vom Abriss bedroht sind: - Das ehemalige Polizeipräsidium kann voraussichtlich mindestens noch bis Juni 2024 für eine Lost-Place-Besichtigung gebucht werden.
- Das Gelände des Brutalismusbungalows ist bereits gerodet, es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das Gebäude verschwindet, um Neubauten Platz zu machen.
Sortierung nach geographischem Gebiet: |
Verfallsstart | Bezeichnung | Lost place noch existent? | 1945 | Flugplatz Eschborn | ja, wird derzeit (2023) aufgeräumt. | 1946 | Opel-Rennstrecke in Rüsselsheim | ja, die Nordsteilkurve existiert noch. | 1950er | Alte Ziegelei in Wiesbaden | ja | 1963 | Pferdestall Oberforsthaus | ja | 1970er | Phrix Cellulosefabrik | ja, mit Teilnutzung | 1974 / 2018 | Taunusmühle | ja | 1970-1980er | Schultafelfabrik Falkensteiner Stock | nein, abgerissen. | 1990 | Altes Polizeipräsidium an der Mainzer Landstr. in der Nähe des Hauptbahnhofes | ja, der Lost Place kann im Rahmen von Führungen noch besichtigt werden. Anmeldungen hier. | 1996 oder später | Bungalow einer Hausmeisterwohnung im Brutalismusstil | ja, Abriss in Vorbereitung, das Grundstück ist bereits teilsweise gerodet. | ca. 2000 | Villarohbau in Kronberg | nein, abgerissen. Heute wächst wieder Gras über die Sache. | 2001 | Pädagogisches Institut | nein, abgerissen. | 2002 | Polizeigewahrsam | Gebäude steht noch, die aktuelle Nutzung des Inneren ist mir aber nicht klar. | 2003 | Alte Mühle Eschborn | ja | 2004 | Sozialinstitute Praunheim | Abgerissen! Im Herbst 2023 umzäunt ein hoher Holzzaun das die Neubebauung erwartende Grundstück. | 2007 | Geisterhäuser in der Nordweststadt | Klar! Der Grundstückeigentümer weigert sich den Erbbauberechtigten zu nennen, weshalb der Stadt Maßnahmen gegen den verfallenden Rohbau schwerfallen. | ca. 2010 | Einfamilienhaus in Falkenstein | ja | 2008 | US-Army Rödelheim | nein, der Logistikpark Rödelheim entsteht aktuell auf dem Gelände. | 2009 | Oberfinanzdirektion | nein, heute steht dort die Frankfurt School of Finance | 2012 oder später | Reitanlage Bad Soden | nein, abgerissen in 2021. 2023 sind die Eigentumswohnungen auf dem Gelände fertig gestellt. | 2014 | Eroscenter Sudfass | nein |
|
|